Hast du dich schon gefragt, was die Aufforderung aus dem Tempel von Delphi „Erkenne dich selbst“ mit dir zu tun haben könnte? Wer soll hier und was erkennen? Könnte es sein, wenn wir dieser Aufforderung nachgehen würden, dass sie unserem Leben einen höheren Sinn geben könnte?
Brauchen wir im Leben einen höheren Sinn überhaupt? Und wenn ja, was ist dann der höhere Sinn? …und wie kommen wir zu dessen Erkenntnis? … und was hat das mit der Selbsterkenntnis zu tun?
Ein großer Schritt auf dem Weg zu Beantwortung dieser Fragen und zur Selbsterkenntnis ist die Erfahrung, dass die menschliche Realität eine Projektion des Inneren nach Außen ist. Somit dient die äußere Welt zur Selbsterkenntnis als Spiegel. Dabei muss aber der Mensch bereit sein, die Welt wie ein Spiegel zu sehen. Hier eine Analogie … wenn du im Bad in den Spiegel schaust und siehst, dass z.B. deine linke Wange verschmutzt ist, würdest du dann auf die Idee kommen, den Spiegel zu putzen? Und angenommen, du hättest tatsächlich diese verrückte Idee und würdest anfangen, den Spiegel zu putzen, meinst du, deine linke Wange würde dadurch sauber werden?
Das Beispiel mit dem Spiegel im Bad erscheint uns klar und logisch zu sein. Das, was wir im Spiegel sehen, ist nur ein Abbild und nicht das Original, das Original steht vor dem Spiegel. Im Leben fällt uns das jedoch schwer, die äußere Welt als Spiegel von uns selbst zu sehen. Auf dem Weg zur Selbsterkenntnis kommt der Mensch jedoch nicht drumherum, sich selbst im Spiegel der eigenen Welt zu blicken.
In der heutigen Zeit ist der Satz aus der Bergpredigt immer noch hoch aktuell:
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Weil sich der moderne Mensch auf die Außenwelt so sehr konzentriert, nimmt er sich selber (die eigene, innere Welt) kaum noch wahr. Wer sich aber den Satz aus der Bergpredigt zu Herzen nimmt und ihn im Alltag anwendet, wird Erstaunliches erleben.
Der Mensch erschafft alles, inklusive den Kontext, in dem sein Leben stattfindet. Das Außen wird von Innen erschaffen. Der Mensch erlebt sich selbst in sich selbst.
Wir sind wie Schauspieler auf der Bühne und spielen das eigene Theaterstück, das wir „Mein Leben“ nennen. Der Mensch ist im eigenen Theater der Schauspieler und der Regisseur gleichzeitig.
Es ist von großer Bedeutung, sich auf das eigene Leben zu konzentrieren und nicht ständig die Anderen „im Fokus“ zu haben. Die Analogie … was würdest du zu einem Regisseur sagen, der sich ständig um die Stücke der Anderen kümmert bzw. sich bei den Anderen einmischt und das eigene Stück vernachlässigt? Was würdest du zu einem Schauspieler sagen, der die Texte der Anderen lernt, aber den eigenen Text immer wieder vergisst?
Der Mensch sucht in der Regel die Lösung der eigenen Probleme (die Erlösung) im Außen. Diese Methode funktioniert im besten Fall und wenn überhaupt, dann nur kurzfristig. Somit sei achtsam, wenn sich in deinem Leben Themen und Situationen wiederholen, wenn sich auf deiner Bühne die Schauspieler ändern aber das Stück an sich immer das gleiche ist.
Wir sind das Alles, der Spieler und das Gespielte. Es gibt nichts, das an sich Gut oder Böse ist. Auf die Absicht und Bewertung kommt es an. Eine natürliche Aggression kann z.B. als Ausdruck der Selbstliebe sein. Stelle dir vor, dein Immunsystem würde in den Körper alles hineinlassen und würde dich nicht beschützen. Wäre das gut für dich? Also müssen die Zellen des Immunsystems eine gewisse Aggressivität an den Tag legen, ansonsten könnten sie ihre Aufgabe im Körper nicht wahrnehmen. Es ist hier ganz bestimmt kein Aufruf, aggressiv durch das Leben zu gehen. Es ist eine Erinnerung an das Natürliche in uns.
Wir nennen etwas Wunder, wenn wir für die Entstehung dieses Wunders keine Erklärung haben. Die wahren Wunder geschehen aber Tag für Tag direkt vor unseren Augen und wir sehen sie nicht, bzw. betrachten sie nicht als Wunder. Jede Blume, jede Pflanze, jeder Baum, jedes Tier, jeder Mensch … das sind alles Wunder! Die Natur wundert!
Wir erschaffen unsere Realität in jedem Moment. In der heutigen Zeit geschieht dieser Vorgang bei den meisten Menschen jedoch sehr unbewusst. Ohne es zu wissen (es gehört nicht zu der noch aktuellen Allgemeinbildung), überlassen wir dem eigenen Unterbewusstsein die führende Rolle. Das menschliche Unterbewusstsein ist sehr mächtig aber wenig kreativ. Es ist dafür da, um das, was es kennt, möglichst präzise immer wieder zu wiederholen.
Das Leben ist aber nicht dafür da, um etwas ständig zu wiederholen. Das Leben ist in einem permanenten Wandeln. Somit ist aber die Idee, etwas festzuhalten und bloß nicht zu verändern, dem Leben nicht dienlich.
Eine Weisheit sagt:
„Man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen.“
Alleine mit jedem Ein- und Ausatmen tauscht der menschliche Körper mit der Umwelt Millionen von Molekülen aus und im selben Augenblick geschehen im Körper weitere Millionen von biochemischen Prozessen.
Das einzig Beständige im Leben ist der Wandel …
Fortsetzung folgt …