Das innere Kind ist ein Teil der menschlichen Psyche und eine Metapher für die Summe aller frühkindlichen Erfahrungen, die ein Mensch am Anfang seines irdischen Lebens sammelt. Diese frühkindlichen Erfahrungen führen zu geistigen Prägungen. Diese Prägungen bilden eine Grundlage für alle weiteren Erfahrungen im Leben als Erwachsener und begleiten den Menschen solange, bis er bereit ist, sich diese Prägungen anzuschauen.
Die Arbeit mit dem eigenen inneren Kind ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten und gleichzeitig schwierigsten Aufgaben, der sich ein Mensch stellen kann. Man kann sich das innere Kind aus zwei verschiedenen Perspektiven anschauen:
- „Was habe ich in der Kindheit gelernt?“
- „Wovon habe ich mich in der Kindheit getrennt?“
Da für mich der Mensch ein geistiges Wesen ist, das im Ursprung alles in sich trägt, sehe ich die Prägung des inneren Kindes als das Ergebnis einer Trennung. Eine Trennung, die zur Bildung der Ich-Grenze führt und gleichzeitig zur Ablehnung der eigenen Anteile außerhalb der Ich-Grenze.
In diesem Artikel möchte ich die Entstehung, die Rolle und die Auswirkung des inneren Kindes im Leben eines Menschen aus vier Perspektiven darstellen.
- Die Sicht der Erwachsenen auf ein Kind.
- Die Sicht des Kindes auf die Erwachsenen.
- Die Sicht des Kindes auf sich selbst.
- Die Sicht eines Erwachsenen auf sich selbst.
Bei der Sicht der Erwachsenen auf ein Kind hat sich in der letzten Zeit schon viel getan, aber es gibt immer noch sehr viele Familien, in denen die Erwachsenen durch ihren materiellen Filter auf ihre Kinder schauen. Und der materielle Filter führt dazu, dass man ein Kind als den kleinen Körper sieht, der während der Schwangerschaft im Körper einer Frau gebildet wurde und durch die Geburt auf die Welt gekommen ist. Ein bisschen übertrieben dargestellt, könnte man sagen, wenn man nur durch den materiellen Filter schaut, wird das Kind wie ein leeres Gefäß gesehen. Es ist leer und muss gefüllt werden (mit Nahrung, Wissen und Regeln). Das Kind muss erzogen werden, damit es aus ihm etwas wird und es irgendwann später auf Augenhöhe mit den Erwachsenen interagieren kann. Diese materielle Sicht, diese Reduktion auf den Körper ist für das Kind eine Herausforderung und ist aus meiner Perspektive eine der größten Ursachen der Kränkungen der „inneren Kinder“, mit denen wir heute konfrontiert sind.
Die materielle Sicht auf ein Kind wird zum Glück nicht von allen Eltern geteilt. Es gibt mittlerweile viele Erwachsene, die sich die Frage gestellt haben: „Was ist ein Kind überhaupt?“ Die folgende Antwort mag vielleicht für manche zu esoterisch sein, sie ist aber das Ergebnis meiner eigenen Forschung.
Ein Kind ist ein kosmisches, göttliches Bewusstsein.
Man könnte sagen, aus dem großen Ganzen beschließt eine Instanz, eine menschliche Erfahrung zu machen und inkarniert. Das Wort „Inkarnation“ stammt vom lateinischen Begriff „incarnatio“ ab, der sich aus den Wörtern „in“ (in) und „carnis“ (Fleisch) zusammensetzt. Wörtlich bedeutet es also: „Hineintreten ins Fleisch“. Und so geschieht das auch.
Ein kosmisches, göttliches Bewusstsein offenbart sich der materiellen Welt in Form eines Kindes. In Form eines Kindes, das mit dem großen Ganzen, mit diesem Bewusstsein verbunden ist und noch eine starke Anbindung an die Quelle des Lebens, an den eigenen Ursprung hat.
Ein Kind bringt dieses Bewusstsein mit sich, es ist dieses Bewusstsein und fängt an, sich in dieser Welt zu orientieren. Es fragt ab, was ist hier aus dem großen Ganzen in Ordnung und was nicht. Bei dieser Abfrage orientiert sich das Kind an den Erwachsenen, in der Regel an den Eltern. Dabei sind die Eltern aus der Sicht des Kindes wie Götter (unfehlbar) und haben immer recht. Die Erwachsenen dienen dem Kind als Spiegel und der Spiegel hat für das Kind immer recht. Das heißt, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, sucht das Kind nicht das Problem bei den Erwachsenen, sondern immer bei sich selbst.
Das Kind präsentiert etwas von sich und wartet auf die Reaktion der Erwachsenen. Aus dem großen, mitgebrachten Ganzen zeigt das Kind, z.B.:
- das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit,
- das Bedürfnis nach Versorgung,
- das Bedürfnis nach Bindung,
- das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung und Wertschätzung,
- das Gefühl der Lebensfreude aber auch Trauer und Wut.
Wird das Bedürfnis erfüllt, heiß es für das Kind: „Mein Bedürfnis nach XY ist in Ordnung. Ich bin damit in Ordnung.“ Wird das Bedürfnis nicht erfüllt, heißt es für das Kind: „An meinem Bedürfnis XY muss irgendetwas nicht in Ordnung sein, also muss an mir etwas nicht in Ordnung sein.“
Ich möchte das an Beispielen verdeutlichen.
Stellt dir mal vor, ein Kind hat gerade in seinem Zimmer gespielt und ist in purer Lebensfreude. Papa kommt ins Zimmer und das Kind präsentiert Papa seine Lebensfreude. „Hey Papa! Kuck mal, was ich alles gemacht habe.“ Ein Papa, der seine Lebensfreude gut leben und zeigen kann, wird sich auf die Lebensfreude des Kindes einschwingen und dem Kind seine Lebensfreude spiegeln und sich mit dem Kind freuen. Für das Kind und für das innere Kind des Kindes heißt es: „Meine Lebensfreude ist in Ordnung und ich darf meine Freude zeigen.“
Jetzt die gleiche Situation aber mit einem anderen Papa, mit einem Papa, der in seiner Kindheit seine Lebensfreude nicht leben durfte und seinem inneren Kind die Lebensfreude verboten hat. Dieser Papa kommt jetzt ins Zimmer, das Kind freut sich und strahlt seine Lebensfreude aus. Der Papa schaut sich das Spielfeld an und fängt an zu brüllen: „Wie sieht das Zimmer aus! Räum‘ das sofort auf! Was hast du denn hier angestellt!“ Das Kind sucht das Problem sofort bei sich, denkt nicht, Papa ist krank und braucht eine Psychotherapie, sondern bezieht das Verhalten vom Papa auf sich selbst und wertet sich selber ab. In dem Fall energetisch betrachtet, verdunkelt das Kind seine Lebensfreude. Im Kind beginnt die Prägung, die dann so sinngemäß lautet: „Die Reaktion der Welt, in dem Fall vom Papa, auf meine Lebensfreude ist negativ, also muss mit meiner Lebensfreude etwas nicht in Ordnung sein.“
Wichtig ist an dieser Stelle, diesen Prozess zu verstehen. Das Kind präsentiert etwas von sich und fragt innerlich ab: „Ist das, was ich gerade tue, brauche oder fühle in Ordnung, darf ich das zeigen?“ und wartet auf die Reaktion der Erwachsenen. Im obigen Beispiel lernt das Kind nicht die Lebensfreude und die Lebensfreude kommt auch nicht vom Außen. Die Lebensfreude kommt aus dem Kind heraus und erst dann kommt die Reaktion der Umwelt darauf. Und das, was das Kind lernt und abspeichert, ist die Reaktion der Umwelt (der Erwachsenen) auf das aktuelle Bedürfnis, Gefühl oder Verhalten. Die Reaktion der Umwelt entscheidet, welche Prägung im Kind entsteht.
Ein weiteres Beispiel:
Wenn ein Kind traurig ist und die Mutter dann auch traurig wird, so nach dem Motto: „Wenn du traurig bist, wird Mama auch traurig.“ ist das für das Kind keine erfreuliche Situation. Das Kind will nicht, dass Mama traurig ist. Also sagt das Kind für sich: „An meiner Trauer muss wohl irgendetwas nicht in Ordnung sein, wenn dadurch Mama auch traurig wird.“ Und das Kind fängt an, sich selber Stück für Stück die Trauer zu verbieten.
Wer Kinder hat, kennt das sicher. Man steht an der Kasse im Supermarkt und das Kind will noch unbedingt etwas Süßes und bekommt das nicht. Oder man geht an einer Strandpromenade spazieren und das Kind will noch ein Eis, obwohl es schon zwei hatte. Das Kind bekommt das dritte Eis nicht und es wird wütend.
Für die Erwachsenen sind das schwierige Momente, die nicht leicht zum eigenen und zum Wohle des Kindes gelöst werden können. Und es soll auch nicht heißen, dass man dem Kind jeden Wunsch von den Lippen ablesen und erfüllen soll, sondern es kommt auf die Reaktion an.
Was wäre also eine angemessene Reaktion? Das Zauberwort lautet Mitgefühl. Dem Kind mit Verständnis begegnen. Im Fall einer Trauer -> im Mitgefühl das Kind trösten. Bei Wutanfällen -> eine klare Grenze setzen, aber das Kind in seinem Bedürfnis und/oder Gefühl nicht angreifen. Das Bedürfnis und/oder das Gefühl des Kindes erlauben, mit dem Kind, mit dem, was gerade im Kind passiert, innerlich mitgehen und mitfühlen.
Ich mache jetzt einen Gedankensprung und postuliere: So wie jedes Kind verstanden werden möchte, so möchte auch jeder Mensch, jeder Erwachsene verstanden werden. Und wenn man verstanden werden möchte, muss man sich zuerst selber verstehen. Theorie ist gut und wichtig, man muss sie aber anwenden und anwenden können. Und diese Theorie, das Wissen über die eigene Kindheit braucht einen Anker im Alltag. Es braucht die Selbstreflektion. Und bei der Selbstreflektion hilft der Satz:
„So wie die Erwachsenen damals zu mir als Kind, so ich zu mir jetzt als Erwachsener.“
Also, das was mir als Kind erlaubt bzw. verboten wurde, erlaube bzw. verbiete ich mir als Erwachsener selbst.
Zurück zum Kind und zum inneren Kind…
Wir erinnern uns, ein Kind ist ein göttliches, kosmisches Bewusstsein und das innere Kind ist die Prägung dieses Bewusstseins.
- Darf ich mich geborgen fühlen?
- Darf ich vertrauen?
- Werde ich geliebt?
- Darf ich mich selbst lieben?
- Werde ich wertgeschätzt?
- Darf ich trauern/weinen?
- Darf ich wütend sein?
- Ist meine Freude in Ordnung?

- Darf ich mich geborgen fühlen?
- Darf ich vertrauen?
- Werde ich geliebt?
- Darf ich mich selbst lieben?
- Werde ich wertgeschätzt?
- Darf ich trauern/weinen?
- Darf ich wütend sein?
- Ist meine Freude in Ordnung?

Das sind nur wenige Beispiele für Fragen, die sich ein Kind stellt. Wie das Kind für sich die Fragen beantwortet, hängt von den Reaktionen der Erwachsenen ab. Die Antworten bilden das innere Kind und seine Prägung. Diese Prägung ist ein geistiger, innerer Raum in jedem Menschen und wird im Unterbewusstsein abgespeichert. Wer sich mit dem Tagesbewusstsein und dem Unterbewusstsein schon auseinandergesetzt hat, weiß, welcher Teil grundsätzlich das Sagen hat.
Kurz zusammengefasst:
Das innere Kind steuert dein Leben! Dein inneres Kind entscheidet darüber, welche Gefühle du fühlen kannst und welche nicht, ob du dich wertvoll und kostbar fühlen darfst oder nicht, ob du Liebe verdienst oder nicht, ob du Wertschätzung und Anerkennung erfährst oder nicht, usw.
Wir schauen uns noch an einem Beispiel an, wie sich das innere Kind im Alltag eines Erwachsenen zeigen kann.
Michael und Anne sind ein Pärchen. Anne fährt einkaufen und Michael bittet sie, ihm seinen Lieblingsjoghurt mitzubringen. Anne fährt los, macht den Einkauf, kommt zurück und merkt: „Oh! Ich habe vergessen, den Joghurt für Michael einzukaufen.“ In dem Moment kommt schon Michael, freut sich und fragt nach seinem Joghurt. Anne muss gestehen, dass sie den Joghurt vergessen hat. Michael wird sauer und macht Anne Vorwürfe. Anne hat den Joghurt nicht absichtlich vergessen und fühlt sich durch Michaels Reaktion gekränkt und beleidigt. Ein kleiner Streit beginnt, schlechte Stimmung breitet sich aus.
Auf der Oberfläche geht es um einen Joghurt, aber darunter auf der feinstofflichen Ebene zeigt sich viel mehr. Michael wurde als Kind von seiner Mutter nicht wahrgenommen und Anne wurde von ihren Eltern oft kritisiert. Michaels inneres Kind hat die Prägung: „Ich werde nicht beachtet, meine Wünsche werden nicht wahrgenommen, ich werde nicht respektiert, ich komme immer zu kurz, ich bin nicht wichtig“. Annes inneres Kind hat die Prägung: „Alles, was ich mache ist falsch, so wie ich bin, bin ich nicht in Ordnung.“
Zwei innere Kinder wurden in der Joghurtsituation angesprochen und kämpfen gegeneinander. Und wenn Michael und Anne nicht lernen, sich zu reflektieren, wird sich in ihrem Leben der Streit immer und immer wieder wiederholen. Beim nächsten Mal geht es vielleicht um etwas anderes. Die inneren Kinder wollen aber Heilung erfahren und werden sich die Lebensumstände bis zur vollständigen Heilung immer und immer wieder neu gemäß ihrer Prägung erschaffen.
Im Heilungsprozess ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen inneren Kind essenziell.
Es ist der Schlüssel zur Lösung fast aller Probleme.
Und wenn du deinem inneren Kind begegnen möchtest,
deine Prägung erfahren und korrigieren möchtest,
helfe und unterstütze ich dich sehr gerne.
Im Miteinander lernst du das eigene innere Kind besser kennen.
Ich empfehle dir folgende Seminare:
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